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Trading Lexikon

Fundamentalanalyse

Hier im Trading-Wiki erhalten Sie wissenswerte Artikel rund um das Thema Börse. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Fundamentalanalyse.

Inhalt

Fundamentalanalyse Definition

Die Fundamentalanalyse versucht Rückschlüsse aus ökonomischen Daten abzuleiten, um Preise zu prognostizieren. Fundamentale Daten sind beispielsweise

  • – Produktion
  • – Verbrauch
  • – verfügbares Einkommen
  • – Zinsentwicklung
  • – Verbraucherpreisindex
  • – Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens

 

Die Fundamentalanalyse kann Anhaltspunkte für die grundsätzliche Marktrichtung geben. Viele Trader nutzen aber zusätzlich die technische Analyse, um die Ein- und Ausstiege zu bestimmen. Mit welcher Kombination aus fundamentaler und technischer Analyse jeder Trader handelt, hängt meist von dem zeitlichen Horizont des Handelsstils ab.

Ein Langfristig orientierter Trader kann dabei die technische Analyse auch komplett außer acht lassen. Beim kurzfristigen Handel ist dies nicht möglich, da man hier kurzfristige Marktbewegungen ausnutzt und hierbei die aktuelle Marktstimmung fundamentale Daten nicht immer erklären kann.

Vorteile der Fundamentalanalyse

Die Fundamentalanalyse kann für Trader verschiedene Vorteile mit sich bringen. Sie gibt zum einen zusätzliche Informationen, um die Wahrscheinlichkeit eines Gewinn-Trades zu erhöhen. Zum anderen gibt sie viel früher Signale, um die grobe Marktrichtung zu bestimmen, bevor die technische Analyse überhaupt ein Signal liefert. Die technische Analyse liefert meist erst ein Signal, wenn die fundamentale Entwicklung schon fortgeschritten ist.

Ein weiterer Vorteil der Fundamentalanalyse besteht darin, dass Fehlsignale aus der technischen Analyse können durch die Fundamentalanalyse gefiltert werden. Außerdem lässt sich die Art und Weise der Reaktion der Marktteilnehmer auf ein fundamentales Ereignis von einem technischen Trader sogar als Tradinginstrument benutzen.

Wie funktioniert Fundamentalanalyse?

Fundamentalanalyse versucht eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen den einzelnen Daten herzuleiten. Da die einzelnen Marktfaktoren sehr vielseitig auf die Märkte einwirken können, ist bei den unten aufgeführten Beispielen zu beachten, dass diese selektiv betrachtet wurden.

Außerdem sind die marktbeeinflussenden Faktoren sehr unterschiedlich ja nach dem, welches Finanzinstrument oder welcher Markt betrachtet wird. Bei einem Index spielen beispielsweise andere Faktoren eine Rolle als bei Aktien. Im folgenden werden diese Unterschiede beleuchtet.

Marktbeeinflussende Faktoren bei Aktien

Bei der Fundamentalanalyse von Aktien hat der innere Wert eines Unternehmens entscheidende Bedeutung. Gerade Value Investoren interessiert dieser Wert. Werden die Unternehmensanteile einer AG am Markt unter dem inneren Wert gehandelt, dann liegt eine Unterbewertung vor. Wenn sie darüber gehandelt werden, dann liegt eine Überbewertung vor. Ein Value Investor geht davon aus, dass der Wert eines Unternehmens an der Börse sich immer an den inneren Wert angleicht. Was bei diesem Modell nicht berücksichtigt wird, sind natürlich die Zukunftsaussichten eines Unternehmens. Häufig werden Unternehmen, die aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zukunft einen höheren Wert haben, von der Börse schon einmal hoch gehandelt, bevor der innere Wert des Unternehmens anzieht. Das kann natürlich auch schief gehen, wenn sich das Businessmodell nicht als profitabel erweist.

Bei der Aktienanalyse fließen folgende Faktoren ein:

  • – Umsatz
  • – Finanzierungskraft
  • – Verschuldung
  • – Gewinn
  • – Liquidität
  • – Auftragslage
  • – Geschäftsmodell
  • – Branche

 

Wie man sieht, ist es bei der Fundamentalanalyse von Aktien nicht so einfach den inneren Wert zu ermitteln, da viele Faktoren einen gewissen Bewertungsspielraum zulassen. Beispielsweise spiegelt die Auftragslage nicht immer die zukünftigen Aussichten wieder. Wenn ein Mitbewerber ein Konkurrenzprodukt auf den Markt bringt, welches disruptive wirkt, können die Aufträge für die Zukunft schnell weg sein. Das gleiche gilt für das Geschäftsmodell. Gerade die Digitalisierung kann ein gutes Geschäftsmodell schnell aushebeln. Siehe auch unseren Beitrag zur „Bedeutung von Digitalisierung und Disruption für den Aktienhandel“.

Es gibt aber auch abgeleitete Faktoren, wie beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis, welches sich aus der aktuellen Bewertung an der Börse und dem Gewinn ableitet. Daraus kann man dann erkennen, mit dem Wievielfachen das Unternehmen bewertet ist. Sollte das KGV über dem Marktdurchschnitt sein, kann das auf eine Überbewertung hinweisen. Auch der Marktdurchschnitt des KGVs selbst hat eine gewisse Aussagekraft. Dies kann auf eine Über- oder Unterbewertung des betrachteten Marktes hinweisen.

Marktbeeinflussende Faktoren bei der Fundamentalanalyse von Indizes

Indizes fassen bestimmte Aktien zusammen und bilden somit ein Barometer für die allgemeine Marktentwicklung (Handel von Indizes). Beispielsweise fasst der DAX die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften zusammen. Solche Indizes gibt es auch für verschiedene Branchen usw. Im allgemeinen kann man sagen, dass die zukünftige Entwicklung der Unternehmensgewinne innerhalb eines Index den Punktestand des selbigen beeinflussen und somit die grobe Richtung des Marktes vorgeben. Aber nicht nur die zukünftigen Unternehmensgewinne sind ausschlaggebend. Auch der aktuelle Zinssatz ist entscheidend, da die Anlage in Aktien immer mit der Anlage in festverzinsliche Wertpapiere konkurriert. Im Folgenden gehen wir näher auf die einzelnen Einflussfaktoren ein.

1.) Zinsen

Die Geldpolitik der Zentralbank hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des Aktienmarktes. Hierbei gibt es verschiedene Betrachtungsweisen, welche aber zum gleichen Ergebnis führen.

  1. Mit steigenden Zins wird die Investition in festverzinsliche Wertpapiere immer attraktiver. Das belastet wiederum die Aktienmärkte.
  2. Durch eine straffere Geldpolitik, also steigende Zinsen, wird das Geldangebot verknappt. Demzufolge fallen bei den Unternehmen die Investitionstätigkeiten, so dass das wiederum zu fallenden Kursen kommt. Je weniger Liquidität zur Verfügung steht, desto schlecher geht es also dem Aktienmarkt und umgekehrt.

 

Welche Faktoren beeinflussen die Zinsen?

a.) sie beeinflussen die Fremdfinanzierungskosten von Unternehmen und damit die Gewinne. Steigende Zinsen führen also zu fallenden Unternehmensgewinnen.

b.) Zukünftige Gewinnausschüttungen werden mit steigenden Zinsen weniger Wert. Das ist der sogenannte Abzinsungseffekt. Zukünftige Gewinne müssen mit dem aktuellen Zinssatz abgezinst werden, um den Wert in der Zukunft zu bestimmen. Je höher der Zins desto geringer ist somit der Wert der Gewinne, was wiederum zu fallenden Kursen führt.

c.) Steigende Zinsen machen die Investition in festverzinsliche Wertpapiere, wie Anleihen, entsprechend attraktiv und führen ebenfalls zu fallenden Aktienmärkte.

2.) psychologische Faktoren

Natürlich spielt auch die Psychologie der Marktteilnehmer eine wichtige Rolle. Diese kann durch fundamentale Daten beeinflusst werden. Beispielsweise können Wirtschaftskriege oder Naturkatastrophen die Marktteilnehmer beeinflussen. Um die Stimmung am Markt zu beurteilen, gibt es verschiedene Stimmungsbarometer. Eines der bekanntesten ist die Put/Call Ratio, welche das Verhältnis der Marktteilnehmer zeigt, welche eher bärisch oder bullisch positioniert sind. Sind sehr viele Marktteilnehmer bereits bullisch positioniert, wird es immer schwieriger weitere bullische Impulse am Markt zu geben. Demzufolge wird es immer wahrscheinlicher, dass der Markt fällt.

3.) Konjunktur-Faktoren

Die Konjunktur ist ein Barometer, die die wirtschaftliche Lage des betrachteten Landes widerspiegelt. Die Konjunktur läuft in Auf- und Abschwungzyklen ab. Befindet sich die Konjunktur in einer Aufschwungphase, dann steigen die Gewinne der Unternehmen und die Kurse steigen.

Marktbeeinflussende Faktoren bei der Fundamentalanalyse von Rohstoffen

Die Einflussfaktoren bei Rohstoffen unterscheiden sich sehr stark je nach dem, welcher Markt betrachtet wird. Der Goldmarkt hat völlig andere Gesetze als der Rohölmarkt. Im folgenden geben wir einen groben Überblick der marktbeeinflussenden Faktoren, welche in keiner Weise vollständig sind. Aus dem Grund sollte man hier noch einmal gezielt recherchieren, bevor man überhaupt mit dem Handel von Rohstoffen beginnt.

1.) saisonale Einflüsse

Fast jeder Rohstoff weist saisonale Preisschwankungen auf. Aus dem Grund gilt es gerade in diesem Bereich saisonale Faktoren zu berücksichtigen. Beispielsweise steigen die Rohölpreise meist im August, September und Oktober, da hier die Lagerbestände für die Heizperiode aufgefüllt werden. Mitten in der Heizperiode fallen die Kurse dann wieder, da weniger Öl gekauft wird.

2.) Angebot und Nachfrage

Bei jeder volkswirtschaftlichen Betrachtung spielt die Angebots- und Nachfrage-Kurve eine große Rolle. Auch politische Einflussgrößen können dabei ausschlaggebend sein. Wenn wir beispielsweise wieder den Rohölmarkt betrachten, dann entscheidet das Verhalten der OPEC über die zukünftige Entwicklung der Preise. Weitet die OPEC das Angebot aus, fallen die Kurse und umgekehrt. Demzufolge sollte man immer die Angebots und Nachfrage bestimmenden Einflussfaktoren im Auge behalten, um die fundamentale Entwicklung zu beurteilen.

3.) Lagerbestände

Aber auch die Lagerbestände sind entscheidend. Hohe Rohstoffpreise sorgen dafür, dass die Produzenten ihre Lagerbestände in großen Mengen am Markt verkaufen und somit die Lagerbestände klein bleiben. Erst bei fallenden Preisen kommt es zu einer Auffüllung der Lagerräume.
Aber auch hier gibt es große Unterschiede im betrachteten Markt. Beim Goldmarkt kennt man beispielsweise nicht die tatsächlichen weltweiten Goldbestände. Demzufolge ist die Menge des Goldes völlig unbekannt, welches zu einem bestimmten Zeitpunkt am Markt angeboten werden könnte. Beim Rohöl kennt man dagegen die Lagerbestände viel besser.

4.) Qualitätsunterschiede

Vom Rohölmarkt kennt man beispielsweise den Unterschied zwischen US-Öl und UK-Öl. Es gibt aber noch viele weitere Rohöle, welche am Markt angeboten werden. Hier steht also die Bewertung des Schwefelgehalts und des spezifischen Gewichts im Vordergrund. Diese Qualitätsunterschiede sind gerade bei Rohstoffen wichtig und müssen in die Bewertung einfließen.

Marktbeeinflussende Faktoren bei der Fundamentalanalyse von Währungskursen

Die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes hängt stark von den Währungskursen ab. Steigende Währungskurse führen dazu, dass das Land weniger Waren exportieren kann, da es weniger Käufer anzieht. Die Waren sind schließlich immer in der Währung des Landes zu zahlen, so dass die Waren für Ausländer teurer werden, wenn der Preis der Währung steigt. In diesem Zusammenhang gibt es die weit verbreitete Theorie der Kaufkraftparität. Damit wird die relative Kaufkraft einer Währung im Verhältnis zu der anderen Währung gesetzt. Wenn der selbe Warenkorb für 100 Euro und ebenfalls für 100 Dollar gekauft werden kann, dann ist eine absolute Kaufkraftparität vorhanden. Das Tauschverhältnis wäre dann 1:1. Bei ungleicher Kaufkraft führt dies demzufolge zu anderen Wechselkursen, so dass man dann nicht mehr 1:1 tauschen kann.

1.) Zinsen

Steigende Zinsen führen zu einer Verknappung der jeweiligen Währung (Geldmenge) und die Nachfrage steigt. Demzufolge steigt der Wert der Währung und es kommt zu höheren Wechselkursen im Verhältnis zu anderen Währungen.

2.) Wirtschaftliche Faktoren

Eine starke Konjunktur, eine demzufolge geringe Arbeitslosigkeit, eine gute Haushaltsbilanz und geringe Staatsverschuldung führen zu einer Aufwertung der Währung.

3.) Politische Faktoren

Politische Faktoren spielen gerade deshalb eine Rolle, weil Investoren eher in stabile Länder investieren als in unruhige Länder. Demzufolge kann man beobachten, dass Länder mit stabilen Regierungen, unabhängigen Zentralbanken, einer guten Steuerpolitik und einen umsichtigen Haushaltsplan eher starke Währungen haben als andere Länder.
Ein gutes Beispiel ist die Türkische Lira, welche im Jahre 2018 extrem abgewertet hat, da es in der Türkei einige Unruhen gab und die Investoren das Vertrauen verloren haben.

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